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Trauer um einen großen Sozialdemokraten

Heinz Steffen hat seine Heimat geprägt

Abschied von Heinz Steffen: Über Jahrzehnte bestimmte der Sozialdemokrat die Politik in seiner Heimatstadt Unna, im Kreis Unna und über dessen Grenzen hinaus entscheidend mit. Nun ist der Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenringes der Stadt Unna mit 85 Jahren nach langer Krankheit verstorben.

Als Kind einer Arbeiterfamilie in Königsborn aufgewachsen, zeigte Heinz Steffen schon früh Engagement für die Gemeinschaft – und das auch stets in verantwortlicher Rolle. Altersgenossen erinnern sich an gemeinsame Zeiten bei den Pfadfindern. Er selbst erzählte gerne von seinem früh geweckten Interesse an der Politik. Wenn sich die Großmutter auch bei Matsch und Regen zu Fuß von Afferde aus auf den Weg machte, um in der Innenstadt die heimische Tageszeitung zu kaufen, freute sich der Enkel schon auf ihre Rückkehr mit dem begehrten Lesestoff über das Geschehen vor Ort und in der Welt.

Da war es nur folgerichtig, dass der studierte Elektroingenieur und spätere Leiter des Freiherr-vom-Stein-Berufskollegs in Werne als junger Mann den Weg in die Kommunalpolitik fand. 1979 trat er gemeinsam mit seiner Frau Ilse in die SPD ein. Der SPD-Ortsverein Königsborn-Alteheide blieb zeitlebens politische Heimat, Ilse eine zuverlässige Ratgeberin, auf deren Wort er hörte. „Sie weiß sehr genau, was die normalen Menschen bewegt, die jeden Tag ihren Alltag zu meistern haben“, so hat es Heinz Steffen einmal formuliert.

Seit 1979 in Stadtrat und Kreistag

1979 war es auch, dass das frischgebackene SPD-Mitglied sowohl in den Rat der Stadt Unna als auch in den Kreistag gewählt wurde. Mitglied des Stadtrats blieb Heinz Steffen bis 2009, von 1984 bis 1994 als Vorsitzender der SPD-Fraktion. Unvergessen aus dieser Zeit sind die ebenso hitzigen wie klugen Wortgefechte, die er sich mit der damaligen Vorsitzenden der CDU-Fraktion, Dorothea Weidner, lieferte. Die beiden begegneten sich mit Respekt und auf Augenhöhe. Ging es um das Beste für die Stadt Unna, wurde so mancher gute Kompromiss gefunden. Damals zeichnete Heinz Steffen das Bild von der „Kommunalpolitik als einer Familie, deren Mitglieder zwar unterschiedliche Ansichten haben können, aber letztendlich in einem Haus zusammenleben und auf ein gutes Miteinander angewiesen sind“.

Diesem Leitsatz folgte Heinz Steffen auch als Mitglied des Kreistags, dem er bis 2020 ununterbrochen angehörte. Von 1994 bis 2008 stand er an der Spitze der SPD-Kreistagsfraktion. Er wirkte maßgeblich mit bei dem Restrukturierungsprozess der kommunalen Verkehrsbetriebe und gehörte zu den Wegbereitern der Kreis-Abfall- und Entsorgungsgesellschaft, deren Aufsichtsrat er später viele Jahre führte. Als Kultur-, Bildungs- und Finanzpolitiker setzte Heinz Steffen, dessen messerscharfer Verstand ebenso geschätzt wie gefürchtet war, ebenfalls Maßstäbe.

Aber nicht nur Stadt und Kreis, die ganze Region Westfalen-Lippe lag dem Sozialdemokraten am Herzen. Denn die wirklich großen Probleme, davon war er fest überzeugt, lassen sich nur in der Gemeinschaft und im abgestimmten Zusammenwirken lösen. Von 1994 bis zu seinem Ausscheiden 2009 war Heinz Steffen stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Ebenfalls das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden hatte er im Regionalrat Arnsberg inne, dem er bis 2004 angehörte.

Kommunalpolitik als Fundament der Demokratie

Heinz Steffen hat stets betont, dass Kommunalpolitik auf Augenhöhe mit Landes- und Bundespolitik zu begreifen sei. Mehr noch: Gerne zitierte er in diesem Zusammenhang Franz Müntefering, der die Kommunalpolitik einmal „als Fundament, nicht als Kellergeschoss der Demokratie“ bezeichnete. Auch das war ein Grund, warum sich der Mann aus Königsborn, der seinem Stadtteil immer treu geblieben ist, neben all seinen Ämtern zusätzlich im Vorstand des Kreisverbands der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) engagierte.

Heinz Steffen hat seine Heimat im besten Sinne mitgestaltet und geprägt – und das in einer Weise, die ihn weit über Unna hinaus bekannt gemacht hat. Der passionierte Pfeifenraucher war darüber hinaus ein Mann, der auch gesellige Stunden zu schätzen wusste und mit so mancher Anekdote aus seinem bewegten Leben würzte. Der SPD-Landesvorsitzende Michael Groschek fand einmal diese Worte: „Heinz Steffen ist mir als Original begegnet, menschlich und politisch. Heute gerät Authentizität zu oft zur aufgesetzten Attitüde. Er war es, weil er sich natürlich treu geblieben ist. Kein modischer Wellenreiter. Weder im Aussehen und Auftreten, noch in seinen Überzeugungen und politischen Zielen.“

Bildzeile: Landrat Michael Makiolla (l.) und Bürgermeister Werner Kolter (r.) gratulieren Heinz Steffen 2013 zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.