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Rund 120 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der SPD in die „Arche“

Volles Haus beim Ortstermin Hemmerde: Sorge um Infrastruktur im Dorf wächst

Rund 120 Bürgerinnen und Bürger kamen zum Ortstermin Hemmerde in die „Arche“.

Volles Haus, große Sorge um eine wegbrechende Infrastruktur – aber auch klare Signale der Zuversicht: Rund 120 Bürgerinnen und Bürger kamen auf Einladung der SPD zum Ortstermin ins Bürgerhaus „Arche“, um gemeinsam über die Zukunft Hemmerdes zu sprechen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ortsvorsteher Klaus Tibbe, der betonte: „Die große Beteiligung zeigt, wie stark der Zusammenhalt im Dorf ist.“

Zwei zentrale Themen standen im Mittelpunkt des Abends: Die Schließung einer Gruppe der Ev. Kita zum neuen Kindergartenjahr und das angekündigte Aus für den Supermarkt „Carekauf“ im September. Trotz dieser schlechten Nachrichten dominierten Engagement und Lösungssuche: Erste Ideen wurden gesammelt, Arbeitsgruppen angeregt. Ein Bürger schlug regelmäßige feste Termine in der genossenschaftlich geführten Dorfkneipe „Hermanns“ vor, um ins Gespräch zu kommen und konkrete Projekte voranzubringen. Ganz klar: Die Menschen wollen nicht tatenlos zusehen, wie Nahversorgung und Kinderbetreuung wegbrechen, nachdem bereits Volksbank und Sparkasse ihre Filialen aufgegeben haben und auch die Buslinie C45 ab 2026 Hemmerde nicht mehr ansteuern soll. „Es geht schließlich um die Grundlagen eines lebendigen Dorflebens“, so ein Bürger.

Reichen die Kita-Plätze für alle Kinder im Dorf noch aus?

Die drohende Schließung einer Kita-Gruppe sorgt bei vielen Eltern für Verunsicherung. Sie befürchten, dass künftig nicht mehr alle Kinder im Ort versorgt werden können. „Wenn mein Kind in einen anderen Stadtteil muss, fahre ich täglich mindestens acht Kilometer – das macht Beruf und Familie schwer vereinbar“, erklärte ein Vater. Die Lage sei bereits angespannt, oft gebe es nur eine Notbetreuung. „Dann muss ein Elternteil zu Hause bleiben“, so eine Mutter.

Dr. Karsten Schneider, Superintendent des Ev. Kirchenkreises, war auf Einladung der SPD zum Ortstermin gekommen und erklärte die Hintergründe der Sparmaßnahmen. Die Ev. Kirche sehe sich angesichts der strukturellen Unterfinanzierung der Kindertageseinrichtungen durch das Land NRW bei gleichzeitig sinkenden Kirchensteuereinnahmen gezwungen, Gruppen zu schließen – darunter auch Hemmerde. Eine vollständige Aufgabe des Standorts sei aber zurzeit nicht geplant. Wie es in einigen Jahren aussehe, könne man unter den jetzigen Bedingungen nicht voraussagen. Die gute Nachricht erläuterte SPD-Vorsitzender Sebastian Laaser: Kreis Unna und Kommune wollen helfen. Sie übernehmen für drei Jahre den gesetzlich vorgesehenen Trägeranteil des Ev. Kindergartenwerks und geben zusätzlich einen Einmalzuschuss. Klaus Tibbe stellte zudem weitere Ideen vor, wie man langfristig mehr Kita-Plätze im Dorf schaffen kann – etwa durch Integration in den geplanten Schulneubau oder mithilfe privater Investoren. Erste Gespräche laufen bereits.

Nahversorgung sichern – Ideen für die Zeit nach „Carekauf“

Auch der angekündigte Rückzug der Caritas als Betreiber des einzigen Supermarkts im Ort beschäftigt viele. Für Hemmerde ist das Geschäft weit mehr als nur ein Ort zum Einkaufen – es ist Treffpunkt, sozialer Raum und unverzichtbar, vor allem für Seniorinnen und Senioren. „Wir dürfen nicht zulassen, dass mitten im Dorf eine Bauruine entsteht“, mahnte Ortsvorsteher Klaus Tibbe. Gleich mehrere Lösungsansätze wurden diskutiert:

  • Ein neuer Betreiber könnte das Geschäft übernehmen – Gespräche mit dem Immobilienbesitzer sind geplant.
  • Das Modell Tante Enso, ein digital unterstützter, genossenschaftlich organisierter Dorfladen mit Chipkarten-Zugang rund um die Uhr, ist bereits in vielen anderen Dörfern erfolgreich.
  • Eine solidarische Einkaufsgemeinschaft, bei der Bürger sich für feste Einkaufsbeträge im Jahr verpflichten, könnte wirtschaftliche Sicherheit für einen möglichen künftigen Betreiber schaffen.

Die SPD will die angestoßenen Gespräche und Ideen weiter begleiten. „Hemmerde lebt – nicht, weil alles perfekt ist, sondern weil die Menschen hier bereit sind, für ihr Dorf zu kämpfen“, so das Fazit von Klaus Tibbe nach der Veranstaltung.

Sie begrüßten die Gäste am Eingang des Bürgerhauses: v.l. SPD-Kreistagskandidatin Nina Bartsch, Ortsvorsteher Klaus Tibbe, Ratsfrau und Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Ilka Essers, Benjamin Altmann und SPD-Chef Sebastian Laaser