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Volker König führt nun die SPD-Fraktion an

Die Phrase der großen Fußstapfen eilt ihm voraus – sie eilte jedem voraus, der sich anschicken würde, das politische Erbe Michael Hoffmanns anzutreten. Volker König tritt es an: Donnerstagabend wurde der bisherige Fraktionsvize und amtierende Stadtverbandsvorsitzende einstimmig zum neuen Vorsitzenden der Unnaer SPD-Fraktion gewählt. Und damit zum Nachfolger des verstorbenen Michael Hoffmann bestimmt. Rundblick sprach mit Volker König – ja: auch über große Fußstapfen.
Die Frage, die an Volker König direkt kommen muss – als Michael Hoffmanns Nachfolger…
Volker König: … ja klar, es ist die nach den großen Fußstapfen. Ich muss sagen: Ich sehe das nicht so. Ich will diese großen Fußstapfen gar nicht ersetzen. Sie sind riesig, Michael war eben ominpräsent in der Politik. Ich werde definitiv nicht versuchen, einen Michael Hoffmann zu ersetzen.
Sie haben schon deutlich gemacht, dass Sie seinen Führungsstil nicht kopieren werden. Michael Hoffmann traf, was bekannt ist, zuweilen Alleinentscheidungen. Wie sieht ein Volker König seine Rolle als Fraktionsvorsitzender?
Volker König: Ich sehe mich eher als Moderator und Teamplayer. Seitdem ich Stadtverbandsvorsitzender bin – das sind jetzt zwei Jahre – habe ich immer versucht, die Partei zu einen. Grabenkämpfe hinter den Kulissen gibt es immer wieder mal… und dass kontrovers diskutiert, auch mal gestritten wird in einer Partei, macht demokratische Meinungsfindung ja erst möglich und hält eine Partei lebendig. Bei alldem war und ist aber mein Ziel, dass sich die SPD als Einheit zu sehen hatte. Man diskutiert, man zofft sich auch mal – und einigt sich dann auf eine gemeinsame Position, die man so auch nach außen trägt.
Haben Sie sich als stellvertretender Fraktionsvorsitzender auch mit Michael Hoffmann gestritten?
Volker König: Ja, natürlich. Wir haben häufig kontrovers diskutiert. Kontrovers – aber an der Sache orientiert. Immer. Michael war ein ganz anderer Typ, als ich es bin. Ich habe ihm immer gesagt: Michael, ich bin dir ein loyaler Vize. Beteilige mich. Nimm mich mit. Das hat funktioniert.
Wie werden Sie die Lücken, die Michael Hoffmanns Tod politisch gerissen hat, füllen? Springen Sie in alle selbst hinein?
Volker König: (mit Nachdruck den Kopf schüttelnd) Zwei Dutzend Arbeitskreise und Ausschüsse bzw. Ausschussvorsitze kann man nicht ersetzen. Das kann kein Mensch. Bei Michael Hoffmann ist das in 20 Jahren gewachsen. Mir geht es darum, diese Vielzahl an Aufgaben auf verschiedene Schultern zu verteilen.
Sind Sie eher ein "Wir"-Fraktionschef?
Volker König: Wenn man so will… ich werde eher auf Teamarbeit setzen. Natürlich werde ich mich sowieso immer eng mit meinen drei Stellvertreterinnen abstimmen, Anja Kolar, Gudrun Friese-Kracht und Ingrid Kroll. Ich werde aber auch nicht davor zurückschrecken, auch mal "Basta!" zu sagen, wenn es notwendig wird. Ein Fraktionsvorsitzender vertritt die Fraktion nach innen und nach außen.
Die vermutlich größte Lücke hinterlässt Michael Hoffmann bei der Kultur. Sie war ihm Herzensangelegenheit. Fast ein Vierteljahrhundert leitete er den Kulturausschuss. Sehen Sie die Gefahr, dass das Kulturelle nun personell verwaist, wo er nicht mehr da ist? Zumal es seit Axel Sedlack keinen eigenen Dezernenten mehr gibt und Uwe Kornatz, der die Kultur neben Schulthemen mitbetreut, im Frühjahr auch noch aufhört?
Volker König: Die Gefahr, dass der Themenbereich verwaist, sehe ich nicht. Die Fraktion wird sich weiterhin darum kümmern. Ob das mehrere tun werden, wie der Ausschussvorsitz neu besetzt wird – das werden wir in ca. drei Wochen zusammen mit allen übrigen Posten- und Ämterfragen im Paket klären.
Behalten Sie den Stadtverbandsvorsitz?
Volker König: Ich bin der Meinung, dass es zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind. Fraktions- und Parteiführung sollten nicht in einer Personalie vereint sein. Das sollte auf zwei verschiedene Köpfe verteilt werden.
Wann wird entschieden, wer Ihr Nachfolger wird?
Volker König: Nicht vor Weihnachten und auch nicht mehr in diesem Jahr. Wir machen nach dem Neujahrsempfang unseren Parteitag, im Frühjahr, voraussichtlich März. Da werden wir das ganze Paket umstrukturieren. Bis dahin schauen wir, wer es machen will und kann. Unser Stadtverband hat immerhin 850 Mitglieder.
Wo sehen Sie für sich den Unterschied zwischen der Partei- und der Fraktionsführung?
Volker König: Die Partei hat es einfach: Sie kann Dinge fordern. Die Fraktion ist gehalten, das in ihren Augen Beste für den Bürger möglich zu machen. Dazu muss sie in den Ausschüssen mit immerhin sechs anderen Fraktionen einen Konsens finden. Die Partei darf wollen – die Fraktion muss möglich machen.
Der Vorsitzende einer Fraktion, vor allem der größten Fraktion im Rat, muss auch noch anderweitig ´ran…
Volker König: Ja, eins habe ich von Michael gelernt – der Fraktionsvorsitzende muss bestimmte Posten besetzen. Meine Schwerpunkte bisher waren der Rechnungsprüfungsausschuss – dort bin ich Vorsitzender -, der Umweltausschuss und der Vorsitz im Klima-Arbeitskreis: In diesem habe ich zusammen mit Umweltamtsleiter Dr. Joachim Schmidt das Klima-Strategiepapier entwickelt. Ich weiß noch nicht, wohin die Reise geht. In drei Wochen werden wir in der Fraktion das Fell verteilen.
Schlussfrage: Bleiben Sie Ihrem Ortsverein Königsborn-Alteheide als Vizevorsitzender erhalten?
Volker König: (aus vollem Herzen) Ja, das möchte ich schon sehr gern bleiben!