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Unna bleibt rot – Makiolla bleibt Landrat

Unna bleibt rot – Makiolla bleibt Landrat

Michael Makiolla bleibt – mit über 54 Prozent – Landrat des Kreises Unna, die SPD hält ihren Status als stärkste Kraft im Kreistag wie im Unnaer Rat – doch dieser neue Rat wird bunter, denn zusätzlich zur CDU wird auch die von ihr abgesplitterte Freie Liste Unna/Freie Wähler mit voraussichtlich zwei Vertretern (Klaus Göldner und Jörg Hißnauer) ins frisch gewählte Stadtparlament einziehen.
Die stärkste Fraktion im neuen Rat bleibt – mit teilweise überragenden Ergebnissen – die SPD, die Flächen deckend die Direktmandate abräumte. Fast durchweg mit deutlichem Abstand zur zweitstärksten CDU, in einigen Hochburgen erdrückend klar wie Klaus Tibbe in Hemmerde (fast 45 Prozent) oder Newcomer Sebastian Laaser, der in Königsborn erst vor kurzem Urgestein Nino Matich beerbt hatte und seinem Vorgänger alle Ehre machte: Fantastische 56 Prozent! Lauter Jubel brach aus, Laaser strahlte vor Glück und ließ sich feiern. Nicht gereicht hat es nach dem Stand vom späten gestrigen Abend für Margarethe Strathoff, die schon bei der letzten Wahl mit nur 25 Stimmen Vorsprung haarscharf gegen CDU-Ortsvorsteher Gerd Heckmann gewann. Ein Einzug über die Liste? Für die engagierte Jugendpolitikerin, die zusammen mit jungen Skatern den Skaterpark an der Hansastraße durchsetzte, ist dies unwahrscheinlich, da vor ihr Peter Glowalla auf der Liste gesetzt ist. "Mir macht das nichts aus", kommentierte "Maggie" Strathoff jedoch ihr wahrscheinliches Aus als Ratspolitikern sehr ruhig und gelassen. "Es ist okay so. Wenn es so ausgeht, wie es sich heute Abend abzeichnet, habe ich wieder viel mehr Zeit für meine kleine Tochter. Und darauf freue ich mich. Ganz ehrlich!
Die CDU erreichte in etwa das Ergebnis der vorigen Kommunalwahl, rund 28 Prozent. "Ein Verlust für Meyer", griff Klaus Göldner (FLU) seinen Erzkonkurrenten während der Auszählung der letzten Wahlbezirke an, "er hatte als Ziel ausgegeben: 30 Prozent plus." "Das hat er klar verfehlt", sekundierte Sarah Göldner zufrieden. Zufrieden sind die Freien Wähler selbst nur relativ mit ihrem Ergebnis von insgesamt etwas über fünf Prozent. "Wir dachten, es wäre mehr drin", bilanzierte Klaus Göldner etwas ernüchtert. Egal, Hauptsache drin. "Wir werden schon den einen oder anderen unbequemen Antrag stellen…", kündigte der frühere CDU-Frontmann spitzbübisch an.
Strahlende Gesichter bei den Grünen, die – corporate identity – fast komplett in Grün in der Bürgerhalle aufliefen. Sie legten im Kreis (15 Prozent) wie auch stadtweit deutlich zu, schafften in manchen Stimmbezirken sogar deutlich mehr als 15 Prozent: Charlotte Kunert fuhr in ihrem Lünerner Wahlkreis satte 18 Prozent ein. "Wir haben fast die komplette Mannschaft durch", freute sich der zurückgekehrte Ex- und Wieder-Ratsherr Ismet Sacit Soyubey. "Es sieht so aus, als könnten wir sogar mit sieben Vertretern einziehen."
Geschockt und vollkommen fassungslos verfolgte hingegen FDP-Spitzenkandidat Martin Bick das Desaster, das sich mit jedem ausgezählten Wahlbezirk überdeutlicher auf der Großleinwand hinter Kämmerer Karl- Gustav Mölle abzeichnete: Die Liberalen haben sich in Unna offenbar zweimal halbiert. Statt wie bisher mit vier Ratsmitgliedern ist die FDP im neuen Stadtparlament nur noch in Person Martin Bicks vertreten. Dieser kann so allein nicht einmal eine Fraktion bilden. "Damit kann man nicht zufrieden sein", kommentierte der voraussichtlich letzte verbliebene Liberale im Rat der Kreisstadt demoralisiert die schallende Ohrfeige der Wähler, die sich bereits bei den ersten Hochrechnungen der Europawahl abgezeichnet hatte. Das groß angekündigte Comeback der Freidemokraten ist auf der ganzen Linie gescheitert. "Mich überrascht auch, dass die Freien Wähler so stark sind", schloss Bick seine Bilanz der totalen Frustration.
Bürgermeisterreferent Oliver Böer überraschte hingegen das starke Abschneiden der Linkspartei: Weitgehend unbekannte Kandidaten, dennoch in vielen Wahlbezirken an die fünf Prozent oder stärker.