Martin Schulz und das Unvorstellbare 29. Mai 2013 Woher er stammt, das hört man ihm an, und er versucht auch gar nicht erst sein Idiom zu verstecken. Martin Schulz, der Präsident des Europaparlamentes, spricht über dies, die Welt, über Europa und manch anderes in einer verständlichen Sprache, der er das mundartlich-rheinische nicht abgewöhnen will, weil dies zur ihm eigenen Direktheit gehört. Und so stellte sich der Mann, aus dem nahezu paneuropäischen Grenzgebiet zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden stammend, auch seinem Publikum in Unna dar, als er ihm im Säulenkeller der Lindenbrauerei auf Einladung der Buchhandlung Hornung aus seinem Buch Der gefesselte Riese Europas letzte Chance vorlas.Beginnen wir mit dem Ende: Martin Schulz kann sich das Unvorstellbare durchaus vorstellen: das Ende Europas. Er will das aber nicht und zerteilt diese Vorstellung gern mit scharfen Worten. Denn in seinen Augen ist Europa ein grandios Erfolgsweg, der eine unglaublich lange Spanne der innereuropäischen Kriegsferne mit sich brachte, der unserer Exportrepublik ein ungemein lukratives Geschäftsfeld offen hielt, der mittels der Wirtschafts- und Währungsunion erkennbar mehr Vorteile mit sich brachte, als uns Nachteile bescherte.Dennoch sei die akute Gefahr, und die ist in seinen Augen noch lange nicht vorüber, ein arger Schatten. Die merkwürdigen Gestalten, die nach einem Ende des EURO rufen, ahnen nicht einmal, welche Konsequenzen das alsbald haben werde auch für sie individuell.Michael Sacher von der Buchhandlung Hornung als Veranstalter der Lesung zeigte sich zufrieden, sowohl mit dem Veranstaltungsort als auch mit seinem Gast, der sich als glühender Europäer darstellte, die kritischen Einwände gegen das Modell und dessen Gefahren aber nicht außer Acht ließ. Die Stunden mit Martin Schulz waren für niemanden, der ihm begegnete und zuhörte verloren.