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Gutachter rät: Aus für AFR, Aufnahmegrenzen für übrige Schulen

Gutachter rät: Aus für AFR, Aufnahmegrenzen für übrige Schulen

"Ich bin zuerst mal den Unnaer Kindern verpflichtet.". Auf dieses Zitat will sich Schuldezernent Uwe Kornatz "gern auch festnageln" lassen. Jedenfalls steht er als Vertreter der Verwaltung den "dringenden Empfehlungen" von Schulgutachter Dr. Ernst Rösner erklärt positiv gegenüber: Die weiterführenden Schulen – Unnas drei Gymnasien, die zwei Gesamtschulen sowie die Hellweg-Realschule Massen – sollten ihre Zügigkeiten künftig strikt begrenzen, um langfristig zukunfts- und bedarfsgerecht aufgestellt werden. Für die Anne-Frank-Realschule in Königsborn sieht Rösner – wie im Sommer schon SPD-Fraktionschef Michael Hoffmann – keine Zukunft mehr. Sie soll, gleichfalls seiner dringenden Empfehlung nach, jahrgangsbezogen auslaufen.

Im ersten Schulausschuss der neuen Ratsperiode präsentierte der Dortmunder Schulexperte den Fraktionen und zahlreichen Schulvertretern die Essenz aus dem "Anlassbezogenen Schulentwicklungsplan 2014". Das Komplettwerk umfasst 40 Seiten und ist auf der Homepage der Stadt Unna als Download eingestellt.

Nach Rösners Rat bekommen alle weiterführenden Schulen der Kreisstadt verbindliche Zügigkeiten. Damit müssen sie künftig alle auswärtigen Schüler abweisen, sobald ihre maximale Zahl an Klassen mit Unnaer Schülern belegt ist. Drei, höchstens vier Züge für die (dann einzige) Realschule in Massen; vier Eingangsklasse für jedes der drei Gymnasien, jeweils sechs für die beiden Gesamtschule. Damit sieht Rösner die Schulstadt Unna zukunfts- und bedarfgerecht aufgestellt, prognostiziert bis zunächst 2021.

Nötig wurde diese anlassbezogene Schulplanung, weil es, so Rösner, gleich zwei konkrete Anlässe gab: Die Frage des Realschulstandorts und die Zukunft der Gymnasien und Gesamtschulen. Schnell beantwortet war für den Schulexperten aus Dortmund die Unnaer Realschulfrage. Da die Anne-Frank-Schule in Königsborn bei der letzten Anmelderunde nicht mehr genügend Kinder für einen neuen fünften Jahrgang bekam, muss sie auslaufen.

"Eine derartige Entwicklung, einmal in Gang gesetzt, lässt sich nicht mehr umkehren", stellte Dr. Rösner die "bedauerlichen Tatsache" fest, die sich aus Erfahrungswerten speise und die AFR-Leiterin Anne Coerdt mit unbewegter Miene zur Kenntnis nahm. Totgesagte leben in einem solchen Fall eben leider nicht länger, sondern sterben eher noch früher, machte Rösne klar. "Denn die Eltern legen großen Wert darauf, dass ihr Kind möglichst in von Klasse fünf bis zum Abschluss dieselbe Schule besucht." Mit insgesamt 99 angemeldeten Realschülern 2014 und – im negativsten Fall – 69 im Jahr 2021 sieht Rösner an der Schulform generell auch längerfristigen Bedarf in Unna. Die Hellweg-Realschule Massen soll von der Stadt nach seiner Empfehlung auf drei Züge festgeschrieben werden.

Wieso die Gymnasien und Gesamtschulen ebenfalls Knebel erhalten sollen statt weiterhin so viele Schüler aufzunehmen, wie sie möchten: Ganz einfach, erklärte der Gutachter, "weil die Stadt erhebliches Geld spart, wenn sie ihre Schulen nicht grenzenlos auch für Nachbarkommunen zur Verfügung stellt. Vor allem die Gesamtschulen nehmen derzeit sehr viele Schüler aus Dortmund auf. Dortmund hat ja wohl auch die eine oder andere Gesamtschule." Ebenso Fröndenberg, wo jetzt sogar sehr entspannte Verhältnisse herrschen, da in der Nachbarstadt Menden ebenfalls eine Gesamtschule eröffnet hat.
Für Schuldezernent Uwe Kornatz liegt schon klar fest, wie sich Unna entscheiden sollte: den Empfehlungen des Gutachters folgend. Die Möglichkeit, auswärtige Schüler abzuweisen, sieht das Schulgesetz erst seit Kurzem vor. "Wir sparen dabei keine Summen im Tausender-, auch nicht im Hunderttausenderbereich: Wir werden weit darüber liegen", machte er den Fraktionen und Schulleitungen klar, die sich jetzt ihre jeweils klaren Meinungen zum Schulgutachten bilden müssen. Diese hohen Geldsummen, die die Stadt jetzt freiwillig für die Beschulung auswärtiger Kinder zahlt, würden dann frei, stellte Kornatz in Aussicht und unterstrich: "Ich wäre froh, wenn ich das bisher freiwillig gezahlte Geld für die Bestandspflege einsetzen könnte."

Na, hoffentlich passiert das dann auch, hörte man es kritisch von den Zuhörerrängen unter den Schulvertretern flüstern. Unnas Schuldezernent lässt sich jedenfalls auf folgendes Zitat "gern auch festnageln": "Ich bin zuerst mal den Unnaer Kindern verpflichtet."