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Bundesarbeitsminister Heil will von Erfahrungen der Unnaer Beschäftigten lernen

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hakte nach, stellte viele Rückfragen. „Ich will mitnehmen, was Deutschland von Unna lernen kann“, erklärte der Minister gegenüber Geschäftsführung, Investor und Betriebsrat der FZT Unna GmbH während seines Besuches am Freitag.

Denn turbulente Monate liegen hinter dem Werk in Unnas Industriegebiet in der Alfred-Nobel-Straße. Anfang des letzten Jahres informierte der Mutterkonzern Schaeffler die Beschäftigten über die geplante Schließung des Werkes. Rund 100 Beschäftigte sollten ihre Jobs verlieren. Dabei schrieb das Werk schwarze Zahlen. „Wir wollen eine zweite Chance“, bekräftigte Betriebsrat Carsten Wendt im Gespräch mit dem Minister. Also machten sich die Beschäftigten mithilfe von Michael Lux, Generalbevollmächtigter der IG Metall, selbst auf den Weg, um eine Perspektive für ihre Jobs zu finden. Dies weckte auch das Interesse von Investor Dr. Peter Russo, der sich mit seinem Team auf Transformationsprozesse spezialisierte. Auch der Schaeffler-Konzern kam den Beschäftigten entgegen: Die im Falle einer Schließung anfallenden Kosten wurden zu einer Anschubfinanzierung, die Produktion über das Jahresende erst mal am Laufen gehalten. Werkshalle, Maschinen, qualifizierte Mitarbeiter und ein Investor waren gefunden. Was nun fehlte, war eine Geschäftsidee. Nach einer gemeinsamen Analyse von Investor Russo und Werksleiter Frank Jürgens stellte sich heraus, dass es im Markt für Autoteile eine Nische gibt. Bereits heute werden im Werk Kupplungsscheiben aufbereitet. In Zukunft sollen weitere Autoteile wie Hydraulikpumpen für LKW zum Verkauf aufbereitet werden. Derzeit befindet sich das Werk im Umbruch. Ende des Jahres könnten die ersten Prognosen über den Erfolg der Umwandlungen gemacht werden.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil lobte den Mut der Beteiligten, innovative Lösungen zu finden und neue Wege zu gehen. „Bewerben Sie sich für den Deutschen Betriebsratspreis“, empfahl Heil in Richtung der Beschäftigten. Doch auch für seine Arbeit in Berlin wollte der Bundesminister etwas mitnehmen. Derzeit werde überlegt, das Kurzarbeitergeld zu verlängern und an Fortbildungen anzuknüpfen, um Strukturbrüche zu verhindern. In diesem Zusammenhang lobte Heil die Arbeit des heimischen Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek, der auch den Termin begleitete und sich in Berlin für das Thema Fort- und Weiterbildung stark mache. „In Deutschland sind wir gut darin, Bestehendes weiterzuentwickeln“, erklärte Heil. Doch um die Transformation der Arbeit zu gestalten, müsse nach Ansicht des Ministers noch mehr über Industriegrenzen hinweg gedacht werden. Damit erntete Heil die Zustimmung von Investor, Werksleitung und Betriebsrat.

Einen Punkt in Bezug auf die Ausbildung von Fachkräften gab SPD-Landratskandidat Mario Löhr dem Minister noch mit auf den Weg. So forderte Löhr, den Einstieg in die berufliche Ausbildung und Fortbildungen zu verbessern. „Die duale Ausbildung ist der beste Weg, um den Fachkräftemangel zu begegnen“, so Löhr abschließend.